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Einführung

Reisen > Türkei 2008

Einführung, Reisevorbereitung, Praktisches

Nicht lange nach unserer Rückkehr von der 2007er-Türkeitour stand fest: Das müssen wir - mit anderer Routenführung - wiederholen! Hatten wir uns im Vorjahr noch auf eher vertrautem Terrain bewegt, also dem südwestlichen Teil der Türkei, so sollte es in diesem Jahr bis in den äußersten Osten gehen. Nachdem Rendel sich einige Routine auf dem Motorrad angeeignet hatte - 2006 auf dem Peloponnes, 2007 auch in der Türkei -, schien es uns kein allzu großes Wagnis mehr zu sein. Dass man auf einer so großen Tour auch mit Friktionen (und Frakturen ...) rechnen muss, hat uns Rendels Unfall im letzten Jahr gezeigt.
Ich brauche hier wohl kein Plädoyer für das Motorradreisen halten. Wer es nicht kann oder mag, der lässt es sowieso - und den anderen muss man es nicht mehr schmackhaft machen. Es hat wirklich etwas. Allein die verschiedenen Gerüche, die man sonst gar nicht wahrnehmen könnte: Blumen, Wiesen, Pinien, Seeluft. Dieselgestank, in der Hitze verendende Tierkadaver, alles das bleibt unauslöschlich im Gedächtnis und vervollständigt den Eindruck. Zudem kommt man, das richtige Motorrad vorausgesetzt, fast überall hin, zu übertreffen nur noch
per pedes. Auch die Begegnung mit Menschen hat etwas Unmittelbareres. Oft wurden wir gefragt, warum wir nicht mit dem Auto führen - in der Frage klang meist eine Mischung aus Anerkennung und Mitleid mit. Unserer Erklärung, so eben "näher dran" zu sein, wurde immer mit sehr viel Wohlwollen quittiert.
Ich bin sicher noch kein Türkei-"Experte", doch nach über 20, meist individuell durchgeführten Türkeireisen, leite ich einen Satz gegenüber einem Türken, der mich nach unseren Reisen fragt, schon mal gerne augenzwinkernd ein mit: "Kennst du dich in der Türkei ein bisschen aus ...?", denn ganz häufig sagten uns erstaunte Türken: "Mann, ihr kennt ja zehn mal mehr als ich!" Nach stundenlangem Brüten über Karten, allgemeinen und Spezial-Reiseführern, nahm die Route langsam Gestalt an. Überschlägig sollte die Strecke etwa 6.500 Kilometer lang werden, immer mit der Option, sie zu variieren oder abzukürzen. (Als ich am Ende den Kilometerzähler ablas, zeigte er 6.554 Kilometer seit der Abfahrt an.) Die Streckenführung derart im Kopf, dass ich sie im Schlaf hätte aufsagen können (was ich vermutlich auch gemacht habe), war ich zum Reiseleiter und Navigator prädestiniert, zudem zum Schmiermaxe für unsere Motorräder. Rendel, die ihre Türkischkenntnisse noch einmal wesentlich verbessert hatte, sollte entsprechend als Dolmetscher, Zeugwart (abends immer schön die Helmvisiere putzen, gell?), als Quartier- und als Zahlmeister fungieren. - (Nicht wahr, wir waren ein Super-Team!)
Statt der zeitintensiven und teuren Anreise per Autoreisezug und Fähre haben wir in diesem Jahr eine andere Variante ausprobiert: Die Motorräder gingen per Spedition nach Thessaloniki, wir flogen hinterher. Das bedeutete eine Zeitersparnis von etwa fünf Tagen, preislich war es etwa halb so teuer. Wermutstropfen in der ansonsten eher preiswerten Türkei sind die Spritpreise. In diesem Jahr mussten wir für den Liter Normalbenzin umgerechnet gut ? 1,70 berappen. Kein Wunder, dass viele Taxifahrer immer mit blinkender Reservelampe herumfahren und erst tanken, wenn ein Fahrgast an Bord ist, bedeutet ein voller Tank doch, unter Umständen ein Viertel des Monatslohns herumzukutschieren.
Wie meistens hatten wir uns als Reisezeit Mai/Juni ausgeguckt, da ist es noch nicht zu heiß und alles grünt und blüht. In diesem Jahr schlug das Wetter jedoch Kapriolen. Während es im ganzen Mittelmeerraum regnete, hatte Deutschland Sommerwetter. (Ansonsten bietet sich auch der Oktober an; da ist zwar alles etwas verbrannt, aber es ist trocken und das Meer pieselwarm.)

Campingfreaks werden diese Art der Übernachtung vorziehen, wir nächtigen in Pensionen und Hotels. Dabei geht es uns nicht um Luxus, die Lage und etwa die Möglichkeit, gut mit den Menschen in Kontakt zu kommen, stehen im Vordergrund. Allerdings haben wir auf dieser Tour hin und wieder auch sehr exquisit genächtigt, was aber nicht unbedingt einen Offenbarungseid zur Folge haben muss. Die Preise lagen 2008 zwischen YTL 50,- und 100,- (also knapp ? 25,- und 50,-) im DZ mit Frühstück, am Van-See sogar mit Halbpension. Am ausgeschriebenen bzw. zunächst genannten Preis lässt sich in der Regel noch etwas machen, zumal, wenn man mehr als eine Nacht bleiben will.
Auch in diesem Jahr waren wir mit unseren beiden HONDA Africa Twin (Bj. 1994 und 1996) unterwegs, zuverlässige Lastesel, die auch diesmal ohne Komplikationen ihren Dienst versahen. Ich hatte lediglich eine Scheinwerferbirne zu wechseln und insgesamt ¾ Liter Öl nachzufüllen. Die Motorräder sind größtenteils serienmäßig. Meine hat eine Touratech-Sitzbank und ein ÖHLINS-Federbein (mit hydraulisch verstellbarer Federbasis), Rendels ist mittels anderem Umlenkhebel und etwas durchgesteckter Gabel einige Zentimeter tiefergelegt. Zudem haben beide Motorräder einen automatischen Kettenöler. Zum Gepäcktransport verfügt mein Motorrad über zwei 45-Liter-GRAVE-Duraluminiumboxen, die dem Mopped den cw-Wert einer altdeutschen Schrankwand verleihen, Rendel hat ein Paar Hepco & Becker-Junior-Koffer. Einer von meinen und beide von Rendels Koffern sind mit Innentaschen versehen - genial: ein Griff und man hat alles zur Hand. Beide Motorräder haben einen Touratech-/KAHEDO-Tankrucksack (VP45), an meinen hatte ich noch die Seitentaschen angezippt. In diesen transportierte ich Ersatzschläuche, Verbandszeug, Wasserflasche etc., also Sachen, die zur Not auch geklaut werden könnten (was allerdings nicht passierte). Zu guter Letzt fuhr ich noch eine Gepäckrolle herum, sicher befestigt auf einer WÜDO-Gepäckbrückenverbreiterung (ursprünglich für eine BMW konstruiert).
Wir fuhren beide in leichten Textilkombis, die wir jedoch mit guten Protektoren nachgerüstet hatten, Rendel trug zudem eine Protektorenweste. Wie im Vorjahr - und das möchten wir nicht mehr missen - verständigten wir uns über unser Bluetooth-Helmfunksystem.
Grundsätzlich kann man sagen, dass eine derartige Tour mit jeder Reiseenduro gefahren werden kann, lässt man den Schotter weg (der einen aber manchmal auch auf Hauptstrecken überraschen kann), auch mit Tourern à la HONDA Deauville etc.

Die Reisekasse sollte ein Mix aus Euro-Bargeld, EC-Maestro- und Kreditkarte sein. Trotz des nochmaligen Aufschlags seitens der Kreditkartenfirma haben wir beim Tanken immer mit der Karte bezahlt, nur einmal verfügte die Tanke nicht über diese Möglichkeit, auch kleinere Hotels nehmen meist nur Bares. In praktisch jedem größeren Ort gibt es ausreichend Geldautomaten, an denen man mittels Karte Bargeld ziehen kann.
Für die Einreise mit dem Fahrzeug gilt weiterhin: Reisepass, KFZ-Schein (Fahrzeug auf den Einreisenden zugelassen) und - wichtig - die Grüne Versicherungskarte, auf der das "TR" nicht gestrichen sein darf. Auch sollte man den Versicherungsschutz für die Dauer des Aufenthalts auf den asiatischen Teil der Türkei ausdehnen lassen (Versicherung fragen). Unabdingbar ist ein Auslands-Krankenversicherungsschutz, eine ADAC-Mitgliedschaft beruhigt. Wer weiter in den Osten will, sollte sich, neben den üblichen Impfungen, um Hepatitis-A/B-Schutz kümmern (ist teuer, zahlt auf Antrag aber selbst die gesetzliche Krankenkasse). - Für weitere Details zum Thema Ausrüstung etc. siehe unseren 2007er-Reisebericht.
Ich möchte noch einmal ein Plädoyer für die Aneignung wenigstens ganz grundsätzlicher Sprachkenntnisse halten - und wenn es nur dabei hilft, Ortsnamen richtig auszusprechen. Mit 20 Vokabeln, die die gängigsten Höflichkeits- und Begrüßungsfloskeln umfassen, kommt man schon erstaunlich weit.

Von den Vor- und Nachteilen, etwas besser Türkisch zu können - von Rendel
Es ist sehr kontaktfördernd, wenn man sich auf Türkisch verständigen kann. Nach einigen Kursen in der Volkshochschule konnte ich mich (radebrechend) ein wenig unterhalten (Dank an meine gute Türkisch-Lehrerin Seher). Ich war stolz darauf, telefonisch auf Türkisch erfragen zu können, ob das Hotel geöffnet ist, ein freies Zimmer hat und wie wir es finden. Schön auch, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, sei es der Hirte in den Bergen oder die Gruppe von Frauen, die ihre Pause bei der Arbeit im Hotel mit uns teilen und gerne von sich und ihrem Leben erzählen.
Dennoch scheint es manchmal besser zu sein, sich nicht gut ausdrücken zu können. Wenn ich z. B. auf Türkisch fragte: "
Hangi yol Van'a götürür?" ("Wo geht es nach Van?"), folgte, in der Annahme, ich spräche fließend Türkisch, meist eine wortreiche Erklärung, die ich dann manchmal nicht mehr verstanden habe. Detlev dagegen, der zwar sehr viele türkische Wörter kennt (Neid: Er kann sich diese so schnell merken ...), diese aber nicht in vollständige Sätze packen kann, fragte dann beispielsweise kurz und bündig: "Yön Van?" ("Richtung Van?"), woraufhin eine gestenreiche und sehr einfache Beschreibung folgte. Glücklicherweise wird man in der Türkei nie im Stich gelassen. Wenn man die Wegbeschreibung nach der dritten Erklärung noch immer nicht verstanden hat, bietet sich stets jemand freundlich an, vorauszufahren und einen zu leiten. Besonders bei der Hotelsuche in den größeren Städten waren wir dafür sehr dankbar.

Noch eine letzte Anmerkung in eigener Sache: Dieser Bericht wurde in erster Linie für uns selbst geschrieben, sodann für Freunde und Verwandte, erst dann für "Dritte". Gerade Letztere mögen diese Intention im Hinterkopf haben.



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